Çocuklar için Almanca fabllar

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V.I.P
Die Taube und die Krähe

Eine Taube brüstete sich unter andern Vögeln mit ihrer Fruchtbarkeit: "Ich brüte", sagte sie, "jährlich acht bis zwölf Junge aus, atze sie, lehre sie fressen und fliegen, fliege mit ihnen auf die Kornfelder und lebe froh mit Kindern, Enkeln und Urenkeln, während ihr andern Vögel kaum ein Paar aushecket!"

"Still!" sagte eine Krähe, die dies mit anhörte, "prahle doch ja nicht mit einem Gegenstand, der dir so unendlich viel Kummer und Leid verursacht! So viele Junge du hast, so viele Male hast du Trauer anzulegen. Kaum haben sie die ersten Federn, so sind sie auch schon auf den Tafeln der Menschen."

So ist's im Leben: Kurze Freud, viel Leid und doch halten die Freuden unserem Gedächtnis länger nach.

Der Hund und das Stück Fleisch


Ein großer Hund hatte einem kleinen, schwächlichen Hündchen ein dickes Stück Fleisch abgejagt. Er brauste mit seiner Beute davon. Als er über eine schmale Brücke lief, fiel zufällig sein Blick ins Wasser. Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen, denn er sah unter sich einen Hund, der gierig seine Beute festhielt.

"Der kommt mir zur rechten Zeit", sagte der Hund auf der Brücke, "heute habe ich wirklich Glück. Sein Stück Fleisch scheint noch größer zu sein als meins."

Gefräßig stürzte sich der Hund kopfüber in den Bach und biß nach dem Hund, den er von der Brücke aus gesehen hatte. Das Wasser spritzte auf. Er ruderte wild im Bach umher und spähte hitzig nach allen Seiten. Aber er konnte den Hund mit dem Stück Fleisch nicht mehr entdecken, er war verschwunden.

Da fiel dem Hund sein soeben erbeutetes, eigenes Stück ein. Wo war es geblieben? Verwirrt tauchte er unter und suchte danach. Doch vergeblich, in seiner dummen Gier war ihm auch noch das Stück Fleisch verlorengegangen, das er schon sicher zwischen seinen Zähnen gehabt hatte.

Die beiden Frösche


Zwei Frösche, deren Tümpel die heiße Sommersonne ausgetrocknet hatte, gingen auf die Wanderschaft. Gegen Abend kamen sie in die Kammer eines Bauernhofs und fanden dort eine große Schüssel Milch vor, die zum Abrahmen aufgestellt worden war. Sie hüpften sogleich hinein und ließen es sich schmecken.

Als sie ihren Durst gestillt hatten und wieder ins Freie wollten, konnten sie es nicht: die glatte Wand der Schüssel war nicht zu bezwingen, und sie rutschten immer wieder in die Milch zurück.

Viele Stunden mühten sie sich nun vergeblich ab, und ihre Schenkel wurden allmählich immer matter. Da quakte der eine Frosch: »Alles Strampeln ist umsonst, das Schicksal ist gegen uns, ich geb's auf!« Er machte keine Bewegung mehr, glitt auf den Boden des Gefäßes und ertrank. Sein Gefährte aber kämpfte verzweifelt weiter bis tief in die Nacht hinein. Da fühlte er den ersten festen Butterbrocken unter seinen Füßen, er stieß sich mit letzter Kraft ab und war im Freien.
 
Der Rabe und der Fuchs

Ein Rabe hatte einen Käse gestohlen, flog damit auf einen Baum und wollte dort seine Beute in Ruhe verzehren. Da es aber der Raben Art ist, beim Essen nicht schweigen zu können, hörte ein vorbeikommender Fuchs den Raben über dem Käse krächzen. Er lief eilig hinzu und begann den Raben zu loben: »O Rabe, was bist du für ein wunderbarer Vogel! Wenn dein Gesang ebenso schön ist wie dein Gefieder, dann sollte man dich zum König aller Vögel krönen!«

Dem Raben taten diese Schmeicheleien so wohl, dass er seinen Schnabel weit aufsperrte, um dem Fuchs etwas vorzusingen. Dabei entfiel ihm der Käse. Den nahm der Fuchs behend, fraß ihn und lachte über den törichten Raben.
 
Der Hirsch und der Fuchs

»Hirsch, wahrlich, das begreif ich nicht«,
Hört ich den Fuchs zum Hirsche sagen,
»Wie dir der Mut so sehr gebricht?
Der kleinste Windhund kann dich jagen.
Besieh dich doch, wie groß du bist!
Und sollt es dir an Stärke fehlen?
Den größten Hund, so stark er ist,
Kann dein Geweih mit einem Stoß Entseelen.
Uns Füchsen muss man wohl die Schwachheit übersehn;
Wir sind zu schwach zum widerstehen.
Doch dass ein Hirsch nicht weichen muss,
Ist sonnenklar. Hör meinen Schluss.
Ist jemand stärker, als sein Feind,
Der braucht sich nicht vor ihm zurückzuziehen;
Du bist den Hunden nun weit überlegen, Freund:
Und folglich darfst du niemals fliehen.«

»Gewiss, ich hab es nie so reiflich überlegt.
Von nun an«, sprach der Hirsch, »sieht man mich unbewegt,
Wenn Hund' und Jäger auf mich fallen;
Nun widersteh ich allen.«

Zum Unglück, dass Dianens Schar
So nah mit ihren Hunden war.
Sie bellen, und sobald der Wald
Von ihrem Bellen widerschallt,
Fliehen schnell der schwache Fuchs und starke Hirsch davon
 
Die Eiche und das Schwein


Ein gefräßiges Schwein mästete sich unter einer hohen Eiche mit der herabgefallenen Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiss, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge.

»Undankbares Vieh!« rief endlich der Eichbaum herab. »Du nährst dich von meinen Früchten ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten.«

Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: »Meine dankbaren Blicke sollten nicht außen bleiben, wenn ich nur wüsste, dass du deine Eicheln meinetwegen hättest fallen lassen.«
 
Die Stadtmaus und die Feldmaus

Eine Stadtmaus ging spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die tat sich gütlich an Eicheln, Gersten, Nüssen und woran sie konnte.

Aber die Stadtmaus sprach: "Was willst du hier in Armut leben! Komm mit mir, ich will dir und mir genug schaffen von allerlei köstlicher Speise."

Die Feldmaus zog mit ihr hin in ein herrlich schönes Haus, darin die Stadtmaus wohnte, und sie gingen in die Kammern, die voll waren von Fleisch, Speck, Würsten, Brot, Käse und allem. Da sprach die Stadtmaus: "Nun iss und sei guter Dinge. Solcher Speise habe ich täglich im Überfluss."

Da kam der Kellner und rumpelte mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschraken und liefen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch, aber die Feldmaus wusste nirgends hin, lief die Wand auf und ab und gab schon ihr Leben verloren.

Da der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: "Es hat nun keine Not, lass uns guter Dinge sein."

Die Feldmaus antwortete: "Du hast gut reden, du wusstest dein Loch fein zu treffen, derweil bin ich schier vor Angst gestorben. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: bleib du eine Stadtmaus und friss Würste und Speck, ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Von alldem bin ich frei und bin sicher in meinem armen Feldlöchlein."

Wer reich ist, hat viel Sorge.
 
Lamm und der Wolf

Ein Lämmchen löschte an einem Bache seinen Durst. Fern von ihm, aber näher der Quelle, tat ein Wolf das gleiche. Kaum erblickte er das Lämmchen, so schrie er:

"Warum trübst du mir das Wasser, das ich trinken will?"

"Wie wäre das möglich", erwiderte schüchtern das Lämmchen, "ich stehe hier unten und du so weit oben; das Wasser fließt ja von dir zu mir; glaube mir, es kam mir nie in den Sinn, dir etwas Böses zu tun!"

"Ei, sieh doch! Du machst es gerade, wie dein Vater vor sechs Monaten; ich erinnere mich noch sehr wohl, dass auch du dabei warst, aber glücklich entkamst, als ich ihm für sein Schmähen das Fell abzog!"

"Ach, Herr!" flehte das zitternde Lämmchen, "ich bin ja erst vier Wochen alt und kannte meinen Vater gar nicht, so lange ist er schon tot; wie soll ich denn für ihn büßen."

"Du Unverschämter!" so endigt der Wolf mit erheuchelter Wut, indem er die Zähne fletschte. "Tot oder nicht tot, weiß ich doch, dass euer ganzes Geschlecht mich hasset, und dafür muss ich mich rächen."

Ohne weitere Umstände zu machen, zerriss er das Lämmchen und verschlang es.

Das Gewissen regt sich selbst bei dem größten Bösewichte; er sucht doch nach Vorwand, um dasselbe damit bei Begebung seiner Schlechtigkeiten zu beschwichtigen.
 
Brautschau




Es war einmal ein richtig netter, großer, kräftiger Nashornkäfer. Er liebte es in der sonne spazieren zu krabbeln und jagte furchtbar gern hinter winzigen Insekten her. Eigentlich war er zufrieden mit sich und der Welt. Aber als er älter wurde und ein Käfer nach dem anderen sich eine Braut suchte und mit ihr von dannen ging, wurde er immer stiller. Er dachte nach, warum mochten ihn die süßen Käferdamen nicht? Wenn es so weiterginge würde er bald nur noch ganz allein in diesem Waldstück hausen.
Schließlich war es so weit: er war der letzte ledige Käfer im Unterholz. Da es dabei nicht bleiben sollte, musste er wohl oder übel umherziehen und sich nach einer Braut umsehen.
Die Sonne stand noch tief und die Vöglein zwitscherten fröhlich, als er aufbrach. Elegant wie eine Spinne bahnte er sich seinen Weg durch den Unterholzdschungel.
Als die Sonne in ihrem Zenit stand, machte er unter einer großen Eiche Rast. Er fing sich ein paar kleine Käfer, die unvorsichtig vor ihm herumkrabbelten und verspeiste sie zum Mittag. Während er sich noch sonnte, sah er sie plötzlich: das schönste Nashornkäferweibchen, das je diesen Wald betreten hatte. Das Licht spielte auf ihrem Panzer und es schien dem Nashornkäfer, als würde alles in ihrer Nähe verblassen. Er erhob sich so schnell es ging und wollte zu ihr krabbeln, als sich plötzlich die Welt verdunkelte und das Vogelgezwitscher verstummte. Vor ihm stand der größte Käfer, den er je gesehen hatte - bestimmt so groß wie ein Fliegenpilz - und sah ihn drohend an. Der Nashornkäfer ging erschrocken ein paar Schritte zurück, der große Käfer drehte mühsam seinen schwarzen Körper und stapfte auf die Käferdame zu. Er schnappte sie sich mit seinen Vorderbeinen und trug sie davon. Wir erstarrt stand der Nashornkäfer da und sah ihnen nach. Als sich ein paar Vögel langsam wieder entschlossen zu musizieren, rührte auch er sich wieder. Nach kurzem innerem Streit beschloss er, dem Riesen zu folgen.
Die Sonne war schon längst hinter den Baumwipfeln verschwunden, als er sich einen Schlafplatz suchen musste und sich zur Ruhe bettete.
Sonnenstrahlen weckten ihn und sogleich brach er auf.
Wieder stand die Sonne an ihrem Höhepunkt, wieder machte er Rast und wieder verspeiste er Käfer zum Mittag. Er träume, dachte er, als er sie wieder sah. Diesmal schlich er sich, dicht an den Boden gedrückt, an sie heran. Glücklicherweise war der Riesenkäfer nirgends zu sehn.
“Guten Tag, mein schönes Fräulein“, versuchte er ein Gespräch zu beginnen, „ich habe sie in diesem Wald noch nie gesehen. Ich bin der Nashornkäfer und ihr seid...?““Der Wald ist groß und ihr solltet lieber verschwinden, ehe der Riesenkäfer, welcher mich entführt hat, wiederkommt. Ihr könntet wohl leider nicht gegen ihn bestehen“, unterbrach sie ihn.
Plötzlich tauchte die Welt unter dem Nashornkäfer ab, wurde kurz gegen den Himmel eingetauscht und raste dann schnell auf ihn zu. Bevor er ohnmächtig wurde, konnte noch ein schwarzes Beinpaar erkennen.
Dieses Mal weckten ihn große Regentropfen. Taumelnd erhob er sich.
Mit schmerzendem Körper suchte er Unterschlupf. Schließlich fand er eine Höhle im Erdboden. Schnell schlüpfte er hinein, eventuelle Bewohner hin oder her.
Am Ende der Höhle führte ein Gang tiefer in die Erde. Auch am Ende des Ganges war eine Höhle. Während er die Höhle durchquerte, erhob sich hinter ihm etwas Dunkles. Mutig wie er - leider nicht übermäßig - war, drehte er sich um. Mehrere rote Lichtpunkte starrten ihn an.
“Ah! Endlich etwas Essbares!“ rumorte das Dunkle und schoss plötzlich auf ihn zu.

Der Nashornkäfer sprang zurück und suchte nach dem Ausgang. Er krabbelte an der Wand entlang, fand nichts, wurde aber noch immer verfolgt. Langsam stieg Panik in ihm auf und er wurde unvorsichtig. Er stolperte über einen Stein und fiel in ein Loch.
Dies war der erhoffte Ausgang, dachte er, irrte aber. Schnell kletterte er hinaus. Die roten Punkte waren nicht weit hinter ihm.
Endlich fand er den Gang wieder. Auch dort drinnen war es nicht heller als in der Höhle. Dieser Weg führte hinaus.
Wieder einmal erschrak er, als vor ihm der Riesenkäfer stand, und sprang - nun vollkommen in Panik - in ein Gebüsch. Dachte er noch, dass der Käfer der Verfolger aus der Höhle war, war es in Wirklichkeit eine Spinne. Diese raste auf ihrem Weg aus dem Dunkel in den Käfer und sie kämpften bis beide tot umfielen.
Der Nashornkäfer wagte sich wieder hinaus und fand die Käferdame. Sie umarmten sich und machten sich auf den Heimweg.
Wenn sie nicht gestorben sind, haben sie möglicherweise viele Kinder und leben glücklich miteinander.
 
Dachs und Fuchs



Mit den Tieren reden tun viele Leute, dass sie ihnen sprachlich antworten, d.h. dass man sich mit ihnen regelrecht unterhalten kann, ist wohl außer Franz von Assisi noch niemandem so recht gelungen. In Fabeln jedoch ist dies überhaupt kein Problem. Einfach fabelhaft! So kann ich also glaubhaft mit Augenzwinkern versichern, dass sich folgende Geschichte so abgespielt hat, wie ich sie euch erzähle und wenn ihr Parallelen findet, wird sie noch glaubwürdiger.

Ein Dachs, der im Wald weithin als wunderbarer Architekt und Baumeister unterirdischer Behausungen bekannt war, hatte im Laufe seines Daseins tief im Inneren der Erde ein unübersehbares Labyrinth von Höhlen und Gängen angelegt mit etlichen Notschlupflöchern, ein wahrer Palast, ausgesprochen weiträumig angelegt. Da er zudem ein Reinlichkeitsfanatiker war, wurde es ihm mit der Zeit wirklich recht mühsam seine
Behausung in dem Zustand zu erhalten, der seiner Ästhetik entsprach. Mit anderen Worten: er gab einen Teil seines Besitzes einfach auf indem er dort nicht mehr verweilte.
Eines Tages kam zufällig Reinecke Fuchs, der Listige, an einem Eingang zu dem Dachsbau vorbei. Er suchte gerade eine Unterkunft vor den kalten Wintertagen und da er im Grunde die Arbeit, sich selbst eine Heimstatt zu schaffen, verabscheute, untersuchte er den Dachsbau auf Tauglichkeit, fand ihn passend und auch unbewohnt, was ihm einigen Ärger ersparte. Kurzer Hand nahm er freudig Besitz und machte es sich für eine längere Zeit bequem. Im Gegensatz zu Dachsen sind Füchse aber nicht besonders reinlich. So ließ er Überreste seiner Mahlzeiten einfach herum liegen, ja er genierte sich nicht einmal seine Notdurft in der Unterkunft zu verrichten. Auf diese Weise machte sich bald ein durchdringender Geruch bemerkbar, der sich durch den gesamten Bau verbreitete. Irgendwann erreichte der Gestank auch den Teil des Baues, den der Dachs noch bewohnte. Das störte Meister Grimbart gewaltig und so machte er sich auf, die Ursache dieses Desaster zu suchen. Er brauchte nicht lange herum zu irren, da stieß er auf den Teil seiner Wohnung in dem der Fuchs sich eingerichtet hatte.
Der Dachs stellte ihn wütend zur Rede: „ Was fällt dir Schweinigel ein, meinen Bau so zu versauen. Da lass ich dich hier schon umsonst wohnen und du richtest so einen Mist an. Nicht nur, dass dies total unhygienisch ist, du forderst die Jagdhunde geradezu heraus und gefährdest mit deinem Benehmen unser aller Leben….du…du.. MESSI,
du!“ „Pah,“ antwortete der Fuchs, “ich lebe, wie es mir gefällt, da hast du mir nicht drein zu reden.“ „Wenn du selbst so eine Lebensweise betreibst, wie willst du dann deinen Kindern als Vorbild dienen. Sie werden all den Schmutz auch in ihre Gedanken aufnehmen und nie zu wertvollen Mitgliedern der Waldgesellschaft werden, schämen solltest du dich,“ giftete der Dachs. Der Fuchs lachte ihm frech ins Gesicht, drehte ihm sein Hinterteil zu und furzte ihm zum Abschied noch auf die empfindliche Nase.
Der Dachs hatte die Schnauze voll und schwor sich nicht mehr einzumischen. Der Fuchs änderte sein Benehmen nicht sondern gab die schlechten Manieren an seine Welpen weiter. Und so blieb die Waldgesellschaft unverändert… nichts änderte sich.
Nichts? Eines Tages hörte man Hundegebell…
 
Der Fuchs
Der Fuchs öffnete die Augen.
Seit Tagen schon hatte er in seinem Bau gelegen und die Wände angestarrt.
Wie lange war es her, seit der Kleine Prinz aus seinem Leben verschwunden war? Und der Flieger Saint-Exupéry? Er wußte es nicht mehr. Er spürte nur, diese endlose Sehnsucht und Traurigkeit, die ihn überfallen hatte, seit er wußte, daß sein kleiner Freund mit dem weizenblonden Haar von ihm gegangen war. Sicher, ihm war die Notwendigkeit dieses Gehens schon bewußt und er lächelte glücklich darüber, dass diese zauberhafte kleine Person nun wieder bei der war, die er liebte: bei seiner Rose.

Aber der Verlust war groß und die Einsamkeit, die Gewißheit, den einzigen Freund, den das Leben ihm geschenkt hatte, nie wieder zu sehen, brannte tief in seinem Herzen. Worauf sollte er sich nun freuen? Wer nahm diese leere Stelle ein, die vorher doch nie da war und dann so wunderbar besetzt wurde? Wer?

So viele Gedanken gingen durch seinen klugen Kopf und trotz des Kummers glitt abermals ein wissendes Lächeln über die schmalen Lippen seiner Schnauze. Dabei erzitterten leicht seine Barthaare und unwillkürlich mußte er niesen. Das gab ihm endlich wieder ein wenig Leben und bedächtig erhob er sich von seinem Lager, das schon völlig plattgelegen war. Und erstmals seit Tagen wieder kroch er zum Eingang seines Baus, um die frische Luft zu schnuppern.

Draußen war es totenstill. Die Sonne stand tief und wurde von einem dichten Wolkenband umlagert. Der Fuchs kroch vollends nach draußen und lauschte dieser einzigartigen Stille, die ihm seine Einsamkeit noch deutlicher werden ließ. Er setzte sich auf seine Hinterpfoten, legte den Kopf zur Seite und starrte in den langsam dunkler werdenden Abendhimmel.

"Dort oben, irgendwo auf einem dieser zahllosen Sterne, sitzt mein kleiner Freund bei seiner Rose, die jetzt wohl das glücklichste Geschöpf des Universum ist," dachte er. "Welcher dieser vielen Sterne mag es wohl sein?"

Er versuchte gar nicht darüber nachzudenken, denn ihm war klar, dass mit jedem falschen Stern, den er sich aussuchte, er sich in Gedanken von seinem Freund entfernte. Alles, nur das nicht.

"Du bist da irgendwo," dachte der Fuchs, "irgendwo dort am Firmament lacht eine Rose in ein strahlendes Prinzengesicht und macht einen kleinen Stern heller strahlen als alle anderen Sterne in seiner Umgebung".

Wieder mußte er lächeln.
Die Nacht begann sich herabzusenken und die Schatten wuchsen, und mit ihnen die für diesen Ort gewöhnlich einsetzende Kälte. Der Fuchs rollte seinen Schwanz enger an sich, um sich wärmen. Doch er mochte nicht zurückgehen in den warmen, aber einsamen und öden Bau.

"Hier draußen," so dachte er, "wenn ich aufmerksam bleibe, höre ich vielleicht den hellen Klang seiner Stimme? Und wer weiß, vielleicht singen die beiden jetzt da oben mit ihren glücklichen Herzen ein Duett der Liebe und ich kann es mit meinem Herzen ebenso vernehmen?"

"Man sieht nur mit dem Herzen gut, ja, und hört es nicht ebenso besser, als die Ohren?" Er zuckte mit seinen Lauschern, wie um das Gedachte zu unterstreichen, neigte den Kopf noch ein wenig mehr zur Seite und schloß die Augen zu einem schmalen Spalt.

"So werde ich die Sterne zwar nicht einzeln erkennen," dachte er, "aber all die vielen kleinen Lichtstrahlen werden verschmelzen, und in ihnen muss einfach mein weizenblonder, sanfter, kleiner Freund sein."

Er saß und schwieg.
Er saß und lauschte.
Er saß und schaute.
Er saß und wartete.
Er saß, saß, saß und merkte nicht, daß er fror.

Er saß - und der ganze Kummer in seinem kleinen, traurigen Fuchsherzen stieg auf und breitete sich aus über das Land ringsumher. Das Nachtgetier, das sonst schon lange emsig war, machte respektvoll einen Bogen um dieses friedliche Stückchen Erde und den trauernden Fuchs.

Die ganze Nacht saß der Fuchs und schnupperte. Er ließ die Nase suchen, was die Augen nicht sehen konnten. Er ließ das Herz hören, was die Ohren nicht vernehmen konnten. Und so fühlte er sich wohl, trotz seiner Trauer, trotz seiner Einsamkeit.

Der Morgen kam. Immer noch saß der Fuchs, kleiner noch als am Abend zuvor, vor seinem Bau und sah die Sterne lansam verblassen.

"Wieder gehst du fort," dachte er vorwurfslos, "doch ich weiß, wann ich wieder bei dir sein kann," und er lächelte.

Die Sonne stieg den Horizont empor und sah einen Fuchs, der noch einmal in seinen Bau zurückkroch und endlich, endlich den Schlaf nachholte, der ihm so viele Nächte hindurch fehlte, obwohl er nur gelegen hatte. Endlich träumte er. Und war im Schlaf vereint mit seinem vertrauten Kamerad.
"Zähme mich," zuckten seine Pfoten im Schlaf, "mach dich mir vertraut", sagten sie.

Als er abermals erwachte, war es bereits wieder Nacht. Die Sterne standen in Überzahl am Himmel und vereinigten sich, auch ohne daß er blinzeln mußte, zu einem grandiosen Festival der Silberstrahlen.

"Singt für mich", betete der Fuchs. "Laß mich euch hören, kleiner Freund mit deiner geliebten Rose".

Er wußte, daß es nichts nützte, und dennoch kämpfte er nicht gegen die Tränen an, die nun aus seinen sonst so listigen Augen traten. "Ich liebe dich", flüsterte er fast unhörbar in den sanften Wind, der erneut die Kälte der Nacht heranwehte.

Abermals saß er bis zum Morgengrauen vor seinem Bau und hörte in sein Herz. Und immer wieder meinte er, die glockenreine Stimme des Kleinen Prinzen zu vernehmen. Als die Sonne ihm die Sicht nahm, die Sterne erloschen und die Kühle sich allmählich in einen warmen Monsun wandelte, stand er auf.

"Ich kann hier nicht bleiben", sagte er zu sich selbst. "Hier, wo ich all das Glück meines Lebens gefunden habe. Hier, wo ich Freundschaft gefunden habe und Vertrautheit, will ich nicht bleiben. Denn jeder Tag, jede Stunde, jede Minute wird mir zur Last werden. Ich werde hier sitzen und warten auf etwas, das doch nicht mehr wiederkommt. Nicht wiederkommen kann. Vielleicht auch nicht will."

"Aber ich werde dich mit mir nehmen, Kleiner Prinz, ich werde deinen Geruch, deine Stimme, die Farbe deines Haares mit mir nehmen. Und ich werde überall, wo ich bin, dein bezauberndes, einzigartiges Wesen in mir tragen, und niemand wird mir das jemals nehmen können, was du mir gegeben hast, mein wunderbarer Freund".

So dachte er, warf noch einen letzten, abschiedsvollen Blick auf seinen Bau, von dem er hoffte, dass er einem anderen einmal Schutz und Unterschlupf bieten wird, der ihn brauchen kann. Dann drehte er sich um und trollte sich in eine Richtung, von der er selbst nicht wußte, was sie ihm bieten würde.

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Ich habe, so sagte der Fuchs, die Farbe des Weizens gewonnen...
Ist das nun immer vorbei?
Ich hatte doch einen Freund gesucht und gefunden.
Gehören zur Freundschaft denn nicht immer zwei?
Warum muss Freundschaft immer vergehen?
Warum muss immer ein anderer Wind wehen?
Warum bleibt nicht wenigstens eine Zeit
Das Gute bestehen?
Haben wir immer das gleiche Los?
Ist Abschiednehmen das Wichtigste bloß?
Ist das Gehen noch mehr als das Kommen?
Ist immer das Glück wie es kam so zerronnen?
Ist Treue und Glaube, Vertrautheit und Liebe
Immer von kurzer Dauer? Und was wäre, wenn´s bliebe?
Wäre dann alles auf einmal nicht schön?
Können wir dann nicht mehr die Farbe der Rosen richtig sehn?
Ich vermisse Dich so, mein kostbarer Freund.
Warum hat das Schicksal es denn so gemeint?
Muss ich jetzt wieder alleine bleiben?
Und darf nicht mit ´auf Dich Warten´ die Zeit mir vertreiben?
Kann ich mich je wieder freuen, auf einen Moment
An dem ich Dich sehen darf?
Wenn auch nur am Firmament?
Ach, Prinz, mein Prinz, ich liebe Dich sehr,
Ach kämest Du doch wieder her.
Sei hier, bei mir, lass Dein Lachen mich hören,
und mit Deinem Duft meine Sinne betören.
Ich liebe Dich, Freund, das sei gewiss,
Dass ich Dir das gönne, wo Du jetzt bist.
Deine Rose soll blühen und glücklich sein.
Denn einer von uns wäre doch wieder allein.
So sei es, ihr zwei,
Seid da oben in Liebe vereint.
Ich bleibe allein,
hat das Schicksal gemeint.
So wandre ich weiter auf der Suche nach was?
So sprach der Fuchs und ging weiter durchs Gras...
 
Der Marienkäfer



"Glück!" dachte der kleine Käfer, als er sich noch schlaftrunken auf die herrliche Rose setzte, die da in der Vase stand. Und einen Leckerbissen gab es auch noch: Eine mentholgrüne Blattlaus, frisch aus der Gärtnerei. Der Käfer summte etwas vor sich hin, breitete die Flügel aus und drehte seine Morgenrunde. Elegant setzte er auf dem kohlschwarzen Deckel des Schornsteinfegerhutes zur Landung an. - Schornsteinfeger? - Ja, da steckte so eine kleine Figur inmitten von vierblättrigen Kleeblättern in einem Topf. "Na alter Bursche, hast´ Neujahr aber gut überdauert!" grinste der Käfer, krabbelte auf die Kleeblätter und wollte ein Nickerchen machen. "Nun kommt mir dieser Topf aber weg!" tönte eine Stimme,"Raus in den Garten damit!" Erschreckt purzelte der kleine Käfer zwischen die Stengel vom Glücksklee. Große Hände ergreifen den Topf. - Und es geht nach draußen. Ja, ein wenig Frühling ist schon. Eine Biene summt vorbei und läßt sich auf einer gelben Primel nieder. Plumps macht es! Viele Beinchen rudern in der Luft! "Oh, ein Marienkäfer! Wie süss!" Eine kleine Hand streckt sich und schon sitzt unser Käfer auf der Fingerkuppe. "Jetzt wird gepustet, das kenn´ich schon!" denkt er. Und richtig! Summend schwirrt er davon. - Und da soll einer noch sagen, daß es keine Glückskäfer gibt!
 
Geri
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