Çocuklar için Almanca fabllar

Die Straße zum Erfolg


Zwei Schafe grasten auf einer Weide am Rande der Landstraße.
Auf einmal horchten sie auf. Getrappel und laute Rufe waren zu hören. Immer mehr Männer, Frauen und Kinder versammelten sich rechts und links am Straßenrand. Die Schafe reckten ihre kurzen Hälse. Traktoren, Käfige, Autos und Wohnwagen rollten an ihnen vorbei.
Gerade wollten sie weitergrasen, als die Menschen mit vielen Ahs und Ohs zurückwichen.
Ein grauer Koloss stampfte gemessen die Straße entlang.
„Was für ein herrliches Tier!“, riefen die Leute.
Das Ungetüm blieb stehen, schaukelte den gewaltigen Kopf, fächelte mit seinen großen Ohren, streckte einen schlauchartigen Auswuchs in die Luft und stieß unschöne, trompetenartige Töne aus.
„Oh“ und „Ah“ klang es erneut aus der Menge.
Der Elefant betrachtete die Zuschauer gelangweilt aus seinen kleinen Augen, dann ließ er einen riesigen Haufen auf den Asphalt plumpsen und setzte sich schwerfällig wieder in Bewegung.
„Oh! Seht nur! Ah!“
„Das eine Schaf mähte meckernd auf, während das andere den wolligen Kopf schüttelte.
Nach und nach wurde es ruhig auf der Straße. Die Schafe grasten.
Plötzlich sagte das eine: „Wir sind doch viel hübscher als dieses graue Tier. Wir haben niedliche Nasen und kleinere Ohren, eine zierliche Gestalt und elegante Füße.“ Ärgerlich riss es ein Büschel Gras aus.
„Wir sind nicht nur hübscher, sondern auch nützlicher“, meinte das andere. „Elefantenhaut ist rau und knittrig, unsere Wolle dagegen weich und warm.“ Empört rupfte es ein paar Butterblumen aus.
Beide kauten verbissen.
„Was der Elefant kann“, hob das erste wieder an, „das können wir schon lange.“
Das zweite war derselben Ansicht.
Und so beschlossen die beiden Schafe, berühmt zu werden, und begannen sich herauszuputzen. Sie strichen ihre Wolle glatt, setzten sich kleine Kränze aus Gänseblümchen auf, nahmen einen Strauß Löwenzahnblüten ins Maul und durchbrachen den Zaun. Graziös tänzelten sie die Landstraße entlang.
„Man wird uns anhimmeln“, prophezeite das eine Schaf und verschluckte sich dabei fast an seinem Löwenzahn.
„Vergöttern wird man uns!“, stimmte das andere zu und hätte aus Versehen beinahe sein Sträußchen aufgefressen.
Schweigend trippelten sie weiter. Bald taten ihnen die Füße weh.
„Ich will nicht länger auf dem Asphalt laufen“, jammerte das eine Schaf.
„Reiß dich zusammen!“, mahnte das andere. „Nur wenn du auf der Straße bleibst, wirst du Erfolg haben.“
Doch weit und breit war niemand, der ihnen hätte zujubeln können.
Endlich kamen ein paar Kinder vorbei.
Die Schafe schwenkten so heftig die Köpfe, dass ihre Kränzchen verrutschten und schief über den Ohren hingen. Sie streckten ihre Schnuten in die Luft und blökten, wobei ihnen die Löwenzahnblüten im hohen Bogen aus dem Maul flogen.
Doch die Kinder warfen ihnen bloß einen flüchtigen Blick zu.
Enttäuscht trotteten die Schafe die Straße entlang.
„Nun haben wir unsere schönen gelben Blumen verloren“, klagte das eine.
„Macht nichts“, sagte das andere. „Der Elefant hatte auch kein Löwenzahnsträußchen im Maul und trotzdem haben ihn alle bestaunt.“
Von hinten hörten sie ein Motorengeräusch, das schnell näher kam.
So elegant es ging, wiegten sie sich trotz ihrer schmerzenden Füße in den Hüften.
Eine Hupe ertönte, Bremsen kreischten. Erschrocken stoben die Schafe zur Seite. Das erste verlor sein Kränzchen und trat unabsichtlich darauf. Tränen stiegen in seine Schafsaugen.
„Sei nicht traurig.“ Das zweite zupfte ihm ein paar Wolllocken in die Stirn. „Der Elefant hatte auch keinen Kranz aus Gänseblümchen und trotzdem wurde er bewundert.“
Die Schafe wollten gerade wieder loshumpeln, als ein Auto neben ihnen anhielt. Der Fahrer kurbelte das Fenster hinunter. „Blöde Viecher“, schrie er, „was habt ihr auf der Straße verloren?“
„Wir sind nicht blöde“, blökten die Schafe, „nur viel hübscher und nützlicher als ein Elefant.“
Schimpfend fuhr der Mann weiter.
Ungehalten warfen die Schafe ihre Köpfe hin und her. Dabei verlor das zweite ebenfalls seine Gänseblümchen und nun musste das andere ihm Trost spenden und die Locken richten.
Je näher sie dem Dorf kamen, desto mehr Menschen begegneten ihnen. Doch kaum jemand schenkte ihnen Beachtung.
„Jetzt weiß ich, was wir tun müssen“, mümmelte das eine Schaf. Es blieb stehen, spreizte würdevoll seine Hinterbeine und kurz darauf kamen ein paar bildschöne Schafsköttel zum Vorschein. „Na also!“, käute es zufrieden in seinen Bart.
Das zweite Schaf tat es ihm nach und war ebenfalls erfolgreich.
Die Leute am Straßenrand zeterten: „Was für eine Schweinerei!“
„Nääää“, mähten die beiden, „wir sind Schafe.“
Es dauerte nicht lange, bis der Bauer kam. Er lud die beiden ruhmlosen Schafe auf einen Wagen, und ehe sie es sich versahen, standen sie wieder auf ihrer Weide am Rande der Landstraße.

Moral: Wenn zwei oder drei das Gleiche tun, ist es leider nicht immer dasselbe.
 
Diebstahl mit Folgen
Zu einer Zeit als die Tiere noch sprechen konnten und sich mit der Sprache „Faunetik“ verständigten, die auch den Menschen bekannt war, ereignete sich ein Vorfall, der weitreichende Folgen haben sollte.
Eine Taube war gerade dabei, sich ein gemütliches Nest zu bauen und trug fleißig kleine Zweige für das Gerüst zusammen. Eine Elster hatte sie schon einige Zeit beobachtet.
Jedesmal, wenn die Taube wieder davon flog, um Nachschub an Baumaterial zu holen,
huschte die Elster in den Baum und stahl sich die Zeiglein, die gerade fein eingeflochten waren.
Die arme Taube rackerte sich ab und ab aber das Nest wurde nicht größer. Sie hatte einen Verdacht und bat deshalb einen in der Nähe äsenden Schwan auf ihr Bauwerk aufzupassen.
Unter Nachbarn leistet man sich gerne Hilfe. So kam es, daß der Schwan mit lautem Flügelschlag die Elster vertrieb, so daß die Taube ungestört ihre Arbeit verrichten konnte.
Der Schwan erzählte seiner Nachbarin der Ente von dem unrühmlichen Tun der Elster und ihrer diebischen Veranlagung.
Es ist bekannt, daß Enten gerne herumschnattern und so erfuhr es bald die gesamte Tierwelt.
Man empörte sich und gedachte die Elster zu bestrafen. Hierzu holte man sich den Rat eines Fuchses ein, der wegen seiner Schlauheit einen gewissen Ruf genoß.
„Keine Strafe kann hart genug sein, um diese Untat zu rächen,“ sagte der Fuchs. Er beauftragte seinen guten Freund den Marder nun seinerseits aus dem Nest der Elster die Eier zu stehlen. So geschah es.
Als die Elster das gewahr wurde, schwor sie den Tieren bittere Rache. War es nicht die Verständigung untereinander, die den Ruchlosen Eierraub erst möglich machte? Hier fand die Elster ihren Ansatzpunkt für den Vergeltungsfeldzug. Sie beschloß den Tieren ihre Sprachfähigkeit zu rauben. Nachts, als alles schlief, schlich sich die Diebin an. In Nestern und Höhlen wo man die Nachtruhe pflegte, drang sie ein, hypnotisierte die Schläfer und schärfte ihnen ein ihre Sprachfähigkeit zu vergessen.
Am anderen Morgen quakte, schnatterte, piepste und jaulte alles durcheinander! Niemand verstand die andere Art mehr.
Natürlich hatte man sofort einen Verdacht. Die Elster war es, vermutete man, ohne jedoch
sich gemeinsam darüber verständigen zu können. Aber überall, wo die Elster auftauchte
wurde sie angegriffen oder zumindest beschimpft. Sie wurde gejagt, vertrieben und gemieden.
Ihre Einsamkeit war so groß, daß ein großer Teil ihres weißen Gefieders vor lauter Trauer schwarz wurde. So ergeht es jemanden, der sich außerhalb der Gesellschaft bewegt!
Einige Weise unter den Menschen sahen dies als Mahnung: Wenn man nicht mehr miteinander redet, endet irgendwann einmal jedes Gemeinschaftsgefühl und am Ende steht die totale Vereinsamung!


Damit Ihr mir glaubt, daß die Tiere nur die Sprache verloren haben nicht aber das Verstehen,
möchte ich zum Beweis folgendes beitragen:
Als ich neulich meine Katze fragte: „Wie steht es um meine Finanzen?“ antwortete sie
wahrheitsgemäß mit „mau“.
Überzeugt?
 
Diva


Hühnchen Petra Pane war zu Höherem geboren. Das zeigte sich immer deutlicher. Vor allem an ihrem Gefieder. Ihre Eltern und Geschwister hatten ausnahmslos graubraune Federn. Nichts Besonderes. Arbeiterklasse, verurteilt zu lebenslangem Hühnerlegen, Brüten, Kükenkriegen. Niemand in der Familie hatte es je geschafft, diesem Schicksal zu entkommen. Petra war die Erste, bei der sich schon bald nach dem Schlüpfen zeigte, dass das Leben mehr für sie bereit hielt als Hühnerhof und -stange. Schon ihr Kükenflaum war durch einen bläulichen Schimmer aufgefallen. Als sie heranwuchs, wurde die Farbe der Federn immer intensiver und offenbarte schließlich eine unvergleichlich blaue Färbung. Besonders in der Morgen- und Abenddämmerung leuchtete es geheimnisvoll. Das Gefieder war von geradezu überirdischer Schönheit. Petra war sicher: Film und Fernsehen warteten auf sie. Hätten auf sie gewartet, wenn sie von Petras Existenz gewusst hätten. Ohne Public Relation, das merkte Petra schnell, lief heutzutage rein gar nichts, da konnte man noch so bezaubernd und einzigartig sein. Mit einem so gewöhnlichen Namen wie Petra Pane war sowie kein Blumentopf zu gewinnen. Also nannte … besser: ließ sich Petra fortan Petrella Panecotta nennen. Sie sah ihren Künstlernamen schon auf allen Titelblättern und Kinoleuchtreklamen prangen. Petra bestellte sich kostspielige Fotografen auf den Hühnerhof, ließ teure Probeaufnahmen machen, flatterte zu kostenpflichtigen Fotoshootings, doch der erwartete schnelle Durchbruch zu Ruhm und Erfolg und den erwarteten Hauptrollen mit traumhaft hohen Gagen blieb aus.
Woran lag es? Die Fotografen drucksten herum, wenn Petra den Grund für die Ablehnungen erfahren wollte und redeten um den heißen Brei herum: „Sie haben die prächtigsten Federn, Gnädigste, wunderschöne gelbe Augen, einen sinnlichen Schnabel, aber irgendetwas stört die Harmonie …“
Schließlich rückte ein wenig feinfühliger Produzent mit der Wahrheit heraus: „Alle Aufnahmen zeigen: Sie gehen krumm. Sie haben eine schiefe Körperhaltung. So können wir Sie unmöglich vor die Kamera lassen. Das ist ja, als ob eine Königin jahrelang Kohlensäcke geschleppt hätte. Tun Sie was dagegen, dann sehen wir weiter.“
Petra ging betrübt nach Hause. Sie haderte mit ihrem Schicksal und gab ihren Eltern und Vorfahren die Schuld, deren Fronarbeit durch Generationen dazu beigetragen hatte, auch Petras Rückgrat zu verkrümmen.
Weit und breit gab es weder ein Fitnesszentrum noch eine Gymnastikschule für Hühner, also musste sich Petra selber helfen. Sie legte sich Steine auf ihr hübsches Köpfchen und zwang sich so, täglich viele Stunden gerade zu stehen. Anschließend nervte sie Freunde, Bekannte und Verwandte mit immer derselben Frage: „Hat sich meine Körperhaltung schon verbessert?“ Sie hatte sich mitnichten verbessert. Sowie Petra die Steine vom Kopf entfernte, nahm sie wieder die gleiche krumme Haltung ein. Dafür bahnte sich neues Unheil an. Auf dem Kopf, dort wo die Steine gelegen hatten, lichteten sich die Federn. Eine kahlköpfige Diva – unvorstellbar. Petra war todunglücklich, aber das Schlimmste stand ihr noch bevor. In ihrer Siegesgewissheit, bald eine berühmte und von allen bewunderte Diva zu werden, hatte sich Petra bei Fotoshooting-Agenturen hoch verschuldet. Nun gingen Gerichtsvollzieher und Gläubiger bei ihr ein und aus. Bei Petra, die nicht einmal Eier zu legen gelernt hatte, war nichts zu holen – außer Federn. Blaue leuchtende Federn, vor allem die langen Schwanzfedern, waren begehrt in der Hutbranche. Es dauerte nicht lange, da gab Petra ein mehr als klägliches Bild ab. Schon wagte sie nicht mehr in den Spiegel zu schauen. Der Traum vom Filmstar war ausgeträumt. Niemand half ihr, niemand stand ihr seelisch bei, sondern alle sagten hämisch: „Hochmut kommt vor dem Fall“ oder „Übermut tut selten gut“. Als Petra auch noch ein Gespräch der Hofbesitzer belauschte, in dem der Satz fiel: „Die ist reif für den Suppentopf“, raffte Petra nachts ihre Siebensachen zusammen und floh in eine gottverlassene Gegend im Großen Moor, wo sie niemand kannte und sie ein neues Leben beginnen konnte. Die Federn wuchsen nach, aber der ständige Kummer hatte sie grau werden lassen. Petra war es zufrieden, denn in der Einsamkeit, in der sie jetzt lebte, hatte sowieso noch niemand etwas von Film und Fernsehen, Kameras und Fotoshootings gehört. Aber dafür konnte Petra sorglos in den Tag hinein leben und wurde nicht von Gerichtsvollziehern und Gläubigern verfolgt. Was hätten sie auch bei Petra pfänden sollen außer ihrem glücklichen Gackern?
 
Ein falscher Rat
Eines morgens,
der Nebel schwand,
kam ein Eisbär angerannt.

Tanzte ´rum vor meiner Nase,
fragte mich wo sei der Hase,
Er sei schwarz -weiß gefleckt,
und hat sich wohl aus Spaß versteckt.

„Ich glaube dort lief er entlang“,
ich ihm in sein Ohre sang,
bin oft am singen, es macht froh,
so denke ich meist sowieso.

Der Eisbär dankt und läuft schnell weg,
ich rühre mich nicht von dem Fleck.
Als plötzlich ein Hase kommt,
(er ward schwarz -weiß gefleckt,)
und mich fragt wo habe sich,
der Eisbär bloß versteckt?

Ich lach´ vergnügt und weise ihm,
wohl den rechten Weg,
dankend und ganz schnell weggehoppst,
rennt er fort im Schnee.

Da kommt, ich wunder mich nicht mehr,
der Eisbär wieder, schwitzend schwer.
„Ich find ihn nicht und weiß nicht mehr,
wo kann er denn bloß sein?“,
„Warte hier er wird wohl gleich
an Ort und Stelle sein.“

Ich behielt recht und kurz darauf,
kommt der Hase ´Immerschnauf´.
„Hier bist du ja, ich suchte dich, der Fuchs wies mir den Weg.
Er wart wohl falsch sonst hätt´ ich dich ganz sicher gleich erwischt.“
„Auch mir sagte er du liefest dort entlang. Herr Fuchs warum sangt ihr was eh schon ganz falsch klang?“

„Ich machte mir ´nen rechten Witz
und außerdem Herr Schmitz,
ist der Has´ hier sowieso nicht dein.“
sprach´s und ihn verschlang.
Das war wohl falsch denn kurz darauf
mein Leben wart zu End´.
Was ich nicht wusst, der Hase war der Freund des Eisbär-en.

Sarah S.
 
Eine tierische Silvesternacht




Gelangweilt stand er neben der Tanne, die neben dem Haus emporragte und zählte die vorbeifahrenden Autos. Er warf auch einen Blick zu dem verlassenen Haus gegenüber. Seit Wochen waren die Fensterläden geschlossen und aus dem Kamin kam auch kein Rauch mehr, seit die alte Dame zu ihrer Tochter gezogen war.
Sie hatte einen reizenden kleinen Hund und manchmal, wenn er mit Paul vorbei ging, blieben sie am Gartenzaun ein wenig stehen und bewunderten ihn wegen seines schneeweißen Felles. Eigentlich war es ja eine Pudeldame und schien sehr kokett zu sein, was man ja bei so kleinen Hundedamen öfter bemerken konnte. Sie wollte immer Aufmerksamkeit erregen, indem sie innen am Gartenzaun entlang lief und bellte.
Schade, er vermißte sie geradezu.
Heute tat sich wiederum gar nichts. Die Gäste werden erst später kommen. Er ging wieder ins Haus hinein und überlegte, ob er von der Wurstplatte etwas nehmen sollte. Aber nein, er hatte doch keine Lust und Helene mochte das auch gar nicht!!
Dann verließ er wieder die Enge des Raumes und begab sich in den Vorgarten. Helene hatte am Weihnachtsabend den Tannenbaum mit Meisenkugeln, etwas Backwerk, vergoldeten Nüssen und einer elektrischen Lichterkette geschmückt. Daneben befand sich auch, auf einem Stock befestigt ein Vogelhäuschen mit Kernen und Nüssen drin. Die Vögel hatten schon ausgiebig fast alle Körner raus gepickt und unten lagen die Schalen und Hüllen. Die müssen heute noch weggeräumt werden, wenn dann die Gäste kommen.
Leider gab es heuer zu Weihnachten keinen Schnee und auch heute in der Silvesternacht schneite es nicht.
Dabei hatte er sich schon so auf einen Neujahrsspaziergang im Neuschnee gefreut, wollte mit Paul durch den Wald laufen und den Neuschnee wie feines Glitzerwerk stieben sehen.
Die Lichterkette am Baum im Garten brannte jeden Abend, da strahlten sie immer über den Gartenzaun hinaus und alle Leute blieben stehen. Helene wird sie erst am sechsten Jänner wieder wegräumen. Und heute soll es ein kleines Feuerwerk geben, dann um Mitternacht.
Er mochte das gar nicht, konnte dem nichts abgewinnen und außerdem war es war ihm zu laut.
Jetzt am Tage, schauten die Kerzen teilweise etwas schräg wegstehend, irgendwie traurig und erloschen aus.
Nun erregte doch etwas seine Aufmerksamkeit. Langsam ging er Richtung Gartenzaun.
Gegenüber war ein Wagen vorgefahren und es schien Leben in das verlassene Haus gegenüber zu kommen.
Oh, die alte Dame mit ihrem Hund und auch ihre Tochter mit Familie sind doch tatsächlich zurück gekommen! Wahrscheinlich nur für heute, der Silvesternacht!
Er lief ins Haus um es Helene zu melden, doch die war nicht da. Naja sie wird es schon noch erfahren.
Die kleine Enkeltochter der alten Dame mit ihrer Mutter kam in den Garten gelaufen und winkten zu ihm hinüber und auch die kleine entzückende Pudeldame schaute mit großen Augen zu ihm herüber und ließ ein leises Bellen hören.
Er mußte unwillkürlich ein wenig Lächeln und grüßte auch hinüber, obwohl er eigentlich schlechte Laune hatte.
Das kleine Mädchen mit ihrer Mutter hängten rundherum auf den Sträuchern und niedrigen Bäumen kleine Lampen und Lampions auf und die Pudeldame lief hinter her. Eigentlich war sie kokett, stellte er wieder einmal fest, denn sie blickte immer wieder herüber und er hatte den Eindruck sie wollte nur sehen, ob er auch wirklich zu ihr herüber schaute.
Nun waren sie fertig und gingen wieder alle ins Haus hinein. Das kleine Mädchen und die Pudeldame grüßten herüber, bevor sie hineingingen.
Er setzte sich auf die kleine Gartenbank vor der Türe, dort auf den weichen Polster, der speziell für ihn dort lag. Er lag dort, seit er den kleinen Unfall hatte und das Bein gebrochen war.
Nun wurde es schön langsam dunkel und rundherum wurden Lichter angemacht und die ersten Gäste kamen. Er ging ins Haus hinein, Helene wollte immer, daß er auch, neben ihr stehend, die Gäste begrüßte.
Paul war noch immer in seinem Zimmer und verspätete sich, wie üblich.
Es wurde ein ausgelassener Abend, alle waren sehr aufgeregt, weil sie sich auf das Feuerwerk im Garten freuten und dann war es soweit.
Helene öffnete die Doppeltüre und bat die Gäste hinaus.
Paul hatte alles hergerichtet und es konnte losgehen.
Auch im Garten gegenüber ging die Türe auf und sie kamen in den Garten, allen voran die Pudeldame, bellend und herum hüpfend.
Er mochte mit dem Feuerwerk nichts zu tun haben, schließlich war ja Paul ein großer Mann und es machte ihm sichtlich Freude, es alleine zu tun.
Als aus dem Radio die ersten Glocken zu hören waren, der Donauwalzer gespielt wurde und sich alles küßte, war es soweit.
Paul hatte die ersten Raketen gezündet und sie zischten in die Höhe und entluden sich mit einem lauten Knall.
Obwohl er vorbereitet war und wußte was kam, erschrack er wieder sehr und sprang mit einem Satz über den Zaun und wäre fast mit der Pudeldame von gegenüber zusammen gestoßen. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte scheinbar einen Schock. Er beschnupperte sie, leckte ihre Schnauze ab und gab beruhigende Laute von sich.
Sein Schwanz ging rhythmisch hin und her und er stellte sich schützend vor sie.
Beide bellten nun laut und wütend und er zeigte ihr dann anschließend den Weg zwischen den Gärten in das kleine Wäldchen hinüber. Dort kannte er eine Bank unter der großen Linde, von der aus man die ganze Siedlung übersehen konnte. Hier könnten sie die restliche Nacht verbringen, in relativer Sicherheit und weit weg vom Lärm und Geknatter. Außerdem war es eine gewisse Befriedigung, wenn er überlegte, daß sie verzweifelt nach ihnen suchen werden.
Dann saßen sie auf dieser Bank, die Pudeldame drückte sich an ihn und er spürte, wie sie zitterte. Sie roch wunderbar, war sicher noch vorher in einem Salon
Er knurrte immer wieder beruhigend auf sie ein und sie sah ihn nach einer Weile vertrauensvoll an. Wow, sie hatte Augen wie zwei Sterne und ganz lange Wimpern. Sein kleines Herz schlug wie ein Hammer, das konnte aber nicht nur wegen des Feuerwerkes sein?!
So saßen sie dann bis zum frühen Morgen, aneinander gekuschelt in einer Silvesternacht unter einem Sternenhimmel.
Der Fox-Terrier und die kleine Pudeldame.
 
Fuchs und Hase sitzen herum und kiffen.
Der Hase saß zufrieden und erschöpft unter Peter, seinem Lieblingsbaum (Birne), auf einem kleinen Hügel, blinzelte schläfrig in die schmeichelnde Dämmerung und summte vor sich hin. Von Zeit zu Zeit zupfte er mit langsamen Bewegungen halbherzig eine Klette aus seinem Fell. Er hatte den ganzen Tag bei Frau Ziege im Gemüsegarten gearbeitet, sich drei Kopfsalate und zwei Knollen Rote Beete verdient und sah nun dem Abend zu.
Da kam der Fuchs, um gute Nacht zu sagen.
Der Hase freute sich, denn der Fuchs war ein guter Freund. Dieser setzte sich gemütlich neben jenen, wickelte seinen Schweif wärmend um seinen Podex und seufte behaglich. Er war am Nachmittag bei seinem Freund, dem Raben gewesen, der ihm einen guten Haufen seines derzeitigen Grasvorrates geschenkt hatte, denn wirkliche Freunde teilen stets und gerecht. Die Blüten der auf dem sonnigen Berghang in rührende Ausmaße wuchernden Graspflanzen wurden eifrig von den emsigen Eichhörnchen geerntet, im Geäst getrocknet und deckten stets den Bedarf aller Tiere im Wald, wofür den Eichhörnchen im Herbst viel Hilfe bei der Nussernte zuteil wurde, wenn die größeren und stärkeren Tiere, die ja auch am meisten wegkifften, an den Haselstämmen rüttelten, so daß die Hörnchen, jauchzend vor Freude, nichts tun mußten, als über den Waldboden zu flitzen und die Früchte einzusammeln. Abends gab es dann immer gute Nußparties.
Der Fuchs hatte außerdem eine Flasche roten Weines dabei, den die Schweine auf dem selben Berg zogen und in ihrem Häuschen kelterten.
Solcherdings betäubungsfähig, freuten sich die beiden Freunde nun gemeinsam über den schönen, warmen Abend. Der Fuchs hatte sein Pfeifchen gezückt, und der Hase bröselte an einer wohlriechenden Mischung, für deren Zusammensetzung er sich aus einem kleinen Leinenbeutel voll Kräutern bediente, den er ständig mit sich trug. Er stopfte die Pfeife, ein Glühwürmchen gab ihm Feuer.
“Hfffft... Hust! Keuch! Röchel!..“ sagte der Hase.
Der Fuchs erfreute sich ob dieser erbärmlichen Husterei, so wie man sich immer wieder auf seinen Zug freut, sobald der Kopf an ist, ungeachtet aller Vorsätze, aller Vernunft.
“Pure Vernunft darf niemals siegen!“ dachte sich der Fuchs ganz richtig.
Peter, der Birnbaum, sog den aufsteigenden Rauch durch seine unsichbaren Nüstern.

“Fuchs..“ sagte der Hase
“Ja, Hase?“ frug der Fuchs
“Werden wir immer Freunde sein?“ fragte der Hase.
“Wir werden immer Freunde sein.“ versicherte der Fuchs und alles war gut. Die Freunde freuten sich, denn sie würden immer Freunde sein, verliebte Glühwürmchen zogen leuchtende Kreise um Peter, den Baum, und als blasser Fleck vor der schwarzen Tannenwand flog Helge, die Eule vorrüber. Helge war
zwar nicht bekifft, hatte aber trotzdem ziemlichen Hunger. Die Mäuse durfte sie nicht essen, denn die hatten abgestimmt und sich mit nur zwei Enthaltungen aus der Liste der snackfähigen Tiere gestrichen. Deshalb mußte Helge jetzt zu Schorsch, dem Schaf seinem veganen Schaschlik.
Der besoffene Igel kam vorbeigeraschelt, nahm einen tiefen Zug aus Pfeife und Flasche und zuckelte dann weiter. Seine kleinen aber lauten Schritte verschluckte die Nacht.
Den letzten Zug nahm der Fuchs, schüttelte den Pfeifenkopf aus und streckte sich seufzend, um sich an Peters rauher Rinde zu schubbern. Der Hase machte derweil die nächste Mische fertig. Der Rabe kam rum, brachte noch eine Flasche Wein mit und guten Käse, an dem sie sich gemeinsam gütlich taten, während die zweite und die dritte Pfeife herumgingen. Der Rabe nahm den Rest Käse und Wein allerdings wieder mit, denn er war auf dem Weg zur Elster, die er sich heute klarmachen wollte. Das verstanden Hase und Fuchs und Peter und sie wünschten dem Raben viel Erfolg, ohne große Bedenken.

Der Hase blickte zufrieden bekifft in die Dunkelheit, den Fuchs plagten Gedanken.
“Hase..?“ hob er an.
“...Ja, Fuchs?“ entgegnete der Hase nach einer Weile. Eine Gruppe Maulwürfe kam gröhlend vorbei, alle ziemlich hacke, auf dem Weg zu einer Party. Maulwürfe haben gute Parties.
Der Fuchs faßte sich ein Herz.
“Hase, lieber Freund und Bruder, hast Du je daran gedacht von hier wegzugehen?“ fragte er.
Der Hase sah ihn aus verkifften Augen milde erstaunt an.
“Nein! Warum? Alle meine Freunde sind hier, ich war immer hier, ich habe immer genug zu kiffem!“
“Ich meine nur...“ der Fuchs war auch ziemlich breit...
“ich meine: Gerade weil wir immer hier waren, wissen wir nicht, was uns woanders erwartet. Vielleicht sollten wir nihct unser ganzes Leben hier verbringen, wo die Gemütlichkeit unsere Glieder und unseren Verstand lähmt und der Sanftmut unsere Schöpferkraft betrügt und wir eines Tages glücklich, aber ohne Spuren zu hinterlassen, sterben.“
Diesen Satz hatte sich der Fuchs schon vorhin ausgedacht und gemerkt.
Der Hase starrte ihn durch Augen (rot) fassungslos an. Er fand das voll stressig. Er hatte gerade gar keinen Bock, über so wichtige Sinnkrisen zu sprechen. Er wäre bereit, mit dem Fuchs die Vorratsbeschaffung für den Winter zu planen oder ihm über seinen Liebesummer (Ziege) zu helfen, aber das war ihm gerade zu hart.
“Schließlich sind wir nicht ewig jung und eines Tages werden wir uns grämen, in unseren jungen Jahren nicht die Welt bereist und Dinge vollbracht zu haben.“
“Wir werden hier sein, in unserer Höhle wohnen, Pfeifen rauchen, bis wir alt und grau sind, in Büchern blättern und uns unseres Lebens hier erfreuen, denn es läßt nichts zu wünschen übrig.“ sagte der Hase. “Reicht Dir das nicht? Peter bleibt doch auch sein Leben lang hier“
Als der Hase merkte, wie wichtig seinem Freund die ganze Sache war, schlief er betreten ein. Der Fuchs trank wehmütig die Flasche aus, paffte den Rest von des Hasen Mische weg und fiel dann auch irgendwann in einen traumreichen Schlaf.

Als sie aufwachtem und sich die pochenden Schkäfen rieben, stand die Sonne schon hoch am Himmel, die Maulwürfe schleppten sich müde vorbei und Harald, der Eichelhäher hätte schon sein zweites Frühstücksbier geköpft (Es war Sonntag).
Die Freunde standen auf und wankten zufrieden den hang hinunter, auf dem Weg zum See, wo sie sich zu erfrischen trachteten. Der schöne, klare, helle Mittag fand langsam in ihre betäubten Sinne, und sie freuten sich sehr, all ihre Freunde zu treffen; die Eichhörnchen, die in der Sonne das eben geerntete Gras trockneten, den Raben, der mit der Elster schöne Augen machend spitzbübisch herüberzwinkerte, den verkaterten Igel, den verigelten Kater, den Bären, die Weinschweine (besoffen) und alle anderen.
Als Sie in den See sprangen, dachte der Fuchs nicht mehr daran, wegzugehen, sondern weinte vor Rührung, daß er einen so guten Freund hatte wie den Hasen, mit dem er immer saufen und kiffen und über seine Probleme sprechen konnte. Solange die Hörnchen den Hanf pflegten und die Schweine den Wein, gab es keinen Anlaß, die heimat zu verlassen, denn alle Freunde waren hier, würden niemals gehen, und nichts würde sich je ändern im Wald, wo allen Tieren ein langes und verkifftes Leben beschieden war. Für immer würden sie in ihrem Wald bleiben, im Kreise ihrer Lieben, kein Unbill würde jemals ihren Frieden stören, alles würde immer so bleiben wie früher und jetzt, und in der naiven Sorglosigkeit ewiger Jugend blieben sich Fuchs und Hase bis in alle Zeit als beste Freunde treu. Der Hase wickelte eine Tüte am Ufer. Der Reiher kam hinzu, mit Birnenschnaps von Peter. Alles war gut.
 
Hahn und Hund


Viele Wege führen nach Rom. Die meisten jedoch an dem kleinen Dorf vorbei,
das nicht nur noch im Tiefschlaf sondern auch in unserem schönen Lande liegt.
Die Sonne hatte es sich gerade überlegt aufzugehen und lugt spitzbübisch über die Horizont-Decke. Ihre Strahlen trafen auf den Gockel, der erschrocken erst das eine Auge öffnete um sofort mit dem zweiten zu blinzeln. „Ei verbübsch“ dachte er – er kam wie unschwer zu erraten aus Sachsen- „ich bin heute ein bißchen spät“. Flugs flog er auf den großen Misthaufen, holte tief Luft und begann lauthals zu krähen. Sein Kikerikiii.. war so durchdringend, daß die Kühe im Stall erschreckt aufsprangen, die Pferde vor lauter Unmut schnauften. Der Hofhund Harro aber bellte verärgert den Hahn an: „was machst du alter Mistkratzer für einen Radau, du hast wohl nicht mehr alle Zähne im Kamm!“ „Ich,“ so sagte der Hahn stolz, habe soeben die Sonne herbeigerufen, damit der Tag beginnen kann. Ihr seht, ich bin das wichtigste Geschöpf auf diesem Hof, denn ein Tag, der nicht beginnt, der kann auch nicht enden. Ihr Faulpelze müßtet also ewig arbeiten und hättet keine Pause. Das beeindruckte die Tiere des Bauernhofes und die Hühner, die ihre Stangen verlassen hatten marschierten in Reihe an dem Hahn vorbei wobei sie ihre Ehrfurcht dadurch erwiesen, daß
sie im Vorbeigehen einen ordentlichen Knicks fertig brachten. Der Hahn aber krähte noch ein paar Mal provozierend, denn er war mächtig stolz durch eine so ausgefeilte Argumentation den Mitbewohnern den Wind aus den Segeln genommen zu haben.
Tagsüber passierte nichts Außergewöhnliches mehr, so daß der Mond die Sonne zu Bett schickte und nun seinerseits mit vollem Silberlicht die Bewachung des Dorfes übernahm.
die Bewachung? Gab es da nicht den Kettenhund Harro? Na, und ob! Der stand vor seiner Hütte und heulte gar grauslich in Richtung des Mondes. Das Heulen hätte selbst einem Wolfsrudel alle Ehre gemacht. Anhaltend, durchdringend.
Die Bewohner des Hofes schreckten aus ihrem Schlaf. Empört meldete sich der Hahn und schrie mit heiserer Stimme den Hund an: „was fällt dir ein, du stinkiges Flohfell uns eine derartige Arie vorzusingen, weißt du nicht, daß wir morgen alle ausgeschlafen sein müssen!“
Der Hund aber erwiderte voller Stolz: „ Ich habe soeben den Mond geweckt, damit er uns den Abend sendet, denn du hattest recht, alter Mistkratzer, ohne Beendigung des Tages müssten alle weiter arbeiten... bis zur Erschöpfung. Ich aber, der die Nacht herbei rief ersparte euch dieses elende Schicksal. Alle verneigten sich vor derartiger Weisheit und ließen den Hund fernerhin gewähren.
Einige Zeit verging, da fiel es der Bäuerin ein, eine Hühnersuppe zu kochen. Und da der Hahn nicht weiter nütze schien... du weißt schon.
auch der Hund hatte seine Zähne verloren und jappste nur noch vor sich hin. Da nahm der Bauer sein Gewehr und...na du weißt schon.
Tage und Nächte wechselten sich jedoch weiterhin ab ohne jedes Zutun von Hahn oder Hund.
Das aber beweist, daß man die Anmaßung von Schreihälsen nicht ernst nehmen soll. Ihre Arroganz steht in keinem Verhältnis zu dem Nutzen, den sie bringt. Das Dorf aber könnte auch das Deinige sein!
 
Katze und Hund

Wenn zwei Menschen sich inniglichst verabscheuen und ständig im Streit
mit einander liegen, so hat die Sprachschöpfung dafür ein Bild aus der Tierwelt entworfen: die sind ja wie Hund und Katze.
Nun ist es so, daß dies in dem Tierverhalten nicht immer zutrifft aber wir kümmern uns einmal nicht um die Ausnahmen, Ausnahmen stören nur unser Weltbild. Das soll zur Einleitung meiner kleinen „fabelhaften“ Geschichte genügen.
In einem alten, kleinen Haus in der Stadt, die keinen Namen verdient, lebte eine schon etwas ältere Witwe in ausgesprochen depressivem Unwohlsein. Ihre Einsamkeit war dermaßen ausgeprägt, daß diese schon an den Tapeten hoch kroch und sich durch den gelangweilten starren Blick der Bewohnerin an den Wänden festhielt. Manchmal kam eine Nachbarin zu Besuch, d.h. eher um nach der Witwe zu schauen, die sich fast nie draußen sehen ließ außer, daß sie schlurfend ihre Besorgungen für das tägliche Leben zu besorgen hatte. Die Nachbarin konnte es bald nicht mehr mit ansehen, wie die Alte innerlich verkümmerte.
„Ein Therapiehund wäre gerade das Richtige“, dachte sie in ihrer Besorgnis.
Nun sind ausgebildete Therapiehunde nicht gerade billig zu haben. Aber als Ersatz müßte es wohl auch ein Hund aus dem Tierheim tun...einer, der nicht ganz so klein sei und die alte Frau noch ein bißchen fordern sollte. Da war ein Schäferhundmischling gerade das Geeignete. Ach, wie gütig war doch diese Nachbarin. Sie nahm den Mischling mit nach Hause. Schellte bei der alten Dame an und bat sie das Tier doch für einige Tage in Verwahrung zu nehmen,
da sie selbst dringend verreisen müsse. Sie stellte auch eine ganze Batterie von
Büchsennahrung zur Verfügung, sagte der Hund höre auf den Namen RAMBO
und verschwand ohne sich die Einwände der Witwe anzuhören.
Nun meint der Leser, daß es einerseits solche Menschen nicht gibt und andererseits die Witwe das Mündel wohl empört zurückgewiesen hätte.
Da irrt man sich aber gewaltig! Gutmenschen in ihrem Tun sind immer sehr schnell verschwunden...wie auch RAMBO in die hinterste Ecke der Wohnung, so daß der Überraschten keine Zeit blieb für irgendwelche Zurückweisungen.
Bitte sehr, dies erklärt doch die Szene ausreichend, wenn nicht, frag ich mich warum man mich am Erzählen meiner Geschichte unbedingt hindern will? Na also!
Eines war jedenfalls erreicht: Rambo machte seinem Namen alle Ehre. Durch seine Wildheit und Wuseligkeit hatte die alte Dame ständig etwas aufzuräumen,
mußte häufig das Haus verlassen zum Gassigehen mit dem Tier: mit anderen Worten, sie hatte gar keine Zeit mehr für Depressionen. Aber der Hund wurde dadurch eher lästig und gegenseitige Liebe sah anders aus. Selbst wenn Rambo Aufmerksamkeit heischend seinen Kopf in ihren Schoß legte, wurde er weggeschoben und beschimpft. Struppig aber nicht kuschelig, der Straßenköter!
Inzwischen war eine Woche vergangen. Beim Ausführen des vermeintlichen Gastes, sah sie am Straßenrand eine gar jämmerlich vernachlässigte Katze, die sie auf den Arm in ihre Obhut nahm, um sie vor dem eifersüchtigen Hund zu schützen. Das Trio wanderte heim, wo sogleich die arme Katze sich aller Wohltaten der neuen Besitzerin erfreute. Katzenliebhaber kennen das. Da wird gestreichelt, liebkost und als ob der Stubentiger keine Beine hätte auch ständig herumgetragen. Arme Viehcher. Gott sei Dank haben sie Charakter und entziehen sich zuweilen allzu erdrückender Zärtlichkeiten. So auch Mauz, die Katze. Dann gab es immer eine wilde Jagd durch die Wohnung, denn Rambo –
ihr ahnt es – wollte doch nur spielen. Dann gab es immer Tritte und Beschimpfungen für den Hund.
„Siehst du,“ pflegte MAUZ dann dem Hund mit frechen Grinsen zu zumiauen,
„Madame hat mich viel lieber als dich stinkigen Köter.“ Der antwortete mit bösem Knurren und bellte: Geh mir bloß aus dem Weg, du schleimige Heuchlerin, irgendwann werde ich dir deinen Schwanz abbeißen!“ Dies alles geschah, ohne daß die alte Frau auch nur ein Wort verstand. So sind sie die Menschen, sie verstehen niemals die Nöte ihrer tierischen Hausgenossen (Anmerkung d. Autors)
Inzwischen waren mehrere Monate vergangen. Die Nachbarin war fortgezogen und somit eine Rückgabe des „ Pflegegastes“ auch nicht mehr möglich. Man hatte sich aneinander gewöhnt. Der Zank zwischen den Tieren verkam zur Routine. Der Unterschied in der Behandlung der Hausgenossen war aber geblieben. Hier MAUZ, die getätschelt, gestreichelt und inbrünstig geliebt wurde (sie durfte sogar im Bett der Hausherrin schlafen), dort RAMBO, zwar liebebedürftig doch stetes verachtet, beschimpft und dann noch von Mauz verhöhnt.
Eines Tages – zur Ehrenrettung von Rambo sei gesagt, er hatte damit gar nichts zu tun - entwich die Katze in den Katzenhimmel (das Wort tot, wollte ich vermeiden mit Rücksicht auf die empfindsamen Seelen aller Katzenfreunde).
Herzinfarkt, überfüttert und zugeschüttet mit zu viel Liebe! Da gab es in dem Haus sehr gegensätzliche Stimmung: der Hund außer sich vor Freude, die Hausherrin von Schmerz zerrissen. Das führte sie nach einigen Stunden zu der Überlegung etwas von ihrem Liebling als Souvenir zu bewahren. Sie dachte da an dieses weiche, kuschelige Fell, das sie sooft gestreichelt hatte. Darauf wollte sie auch in Zukunft nicht verzichten. Es stellte sich zudem eine weitere Überlegung ein. Ihr altes Leiden, das Rheuma in dem Knie stellte sich wieder ein...sie könnte doch ...nein, wie herzlos... das Fell der Katze um ihr Knie binden, so hätte sie das Tier quasi wieder um sich und erfüllte noch einen brauchbaren Zweck. Kein Unglück zu groß ...es ist auch immer Profit dabei!
Die Alte kannte einen Präparator, der die notwendigen Schritte einleitete.
Da saß sie nun in ihrem verschlissenen Sessel, das Fell ihres Lieblings ums schmerzende Knie gewickelt. Eine Hand streichelte seltsamer Weise das Fell ihres sonst verschmähten Hundes.
„ Ei“ dachte dieser, „bevor du hier auch alle Viere von dir streckst und man dein Fell um das andere Knie wickelt, da habe ich doch besseres verdient!“ In ihm reifte ein Plan, wie er diesem Schicksal entgehen könnte. Bei nächster Gelegenheit zum Gassigehen riß er sich los und rannte, rannte so schnell er konnte auf davon. Wohin? fragt ihr mich. Ist doch klar...nach Bremen.
Ach so, wegen des Märchens der Gbr. Grimm? Weit gefehlt! Arme Hund zieht es zu den Sozialen Brottöpfen...hätte ich Fleischtöpfe gesagt, hieltet ihr mich für zynisch.
 
Kaninchen und Fuchs

Ein Kaninchen tollte mit vielen anderen seiner Art vor den unterirdischen Gängen, die sie in gemeinsamer Arbeit zum Schutz gegen allerlei Raubzeug gegraben hatten. So fühlten sie sich sicher und waren in ihrem Übermut recht unachtsam. Ein Fuchs, der die Kanickelbande von weitem beobachtet hatte, glaubte leichte Beute zu machen und schlich sich vorsichtig heran.
Ein Kaninchen, das sich beim Spielen den Hinterlauf verletzt hatte und deshalb etwas abseits von den anderen vor sich hin trauerte, sah den Fuchs im letzten Augenblick und schrie mit aufgeregt hoher Stimme: „Der Rote, da kommt der Rote“. Da Kaninchen für Füchse eine besondere Delikatesse darstellen und den grauen Flitzern dies durchaus bewußt war, schlüpften sie nach kurzer Schockstarre – hast –du-nicht-gesehen in ihre schmalen Erdröhren
und waren für den Fuchs nicht mehr erreichbar.
Allein das verletzte Kaninchen konnte wegen seiner Behinderung und des weiteren Fluchtweges nicht schnell genug entkommen. Der Fuchs schnitt ihm den Weg zum nächst gelegenen Baueingang ab. So standen sie sich gegenüber. Der Fuchs lächelte...allerdings entblößte er dabei seine Zähne, sodass sein Lächeln einen zynisch bedrohlichen Ausdruck annahm. Das arme Kaninchen zitterte am ganzen Körper bis in sein Stummelschwänzchen hinein, was der ganzen Szene etwas Lachhaftes verlieh, wäre nicht die tödliche Bedrohung greifbar gewesen.
„Das kommt davon,“ sagte der Fuchs, der sich eine Belehrung nicht verkneifen konnte, „wenn man anderen helfen will und sich selbst dabei vergißt!“ „Verschone mein junges Leben,“ flehte das Kaninchen, „ich will dir für immer zu Diensten sein und dir auch dabei helfen, wenn du deinen eigenen Bau erweiterst, du weißt ich bin ein guter Gräber!“
Der Fuchs schien nachzudenken, dann willigte er ein, nicht ohne vorher dem Kaninchen ein paar Schmeicheleien zu sagen, damit es ihm vertraute und unterwegs zu dem Fuchsbau nicht doch noch das „Hasenpanier“ ergriff, denn er litt in letzter Zeit unter Atemnot und hatte nicht die geringste Lust auf eine Hetzjagd mit ungewissem Ausgang. So redete er auf das Kaninchen ein, was für ein schönes weiches Fell es hätte und wie schmusig und mollig es im Winter zu zweit beim Kuscheln wäre, während draußen außerhalb des Baues der Frost alles Leben erstarren ließ. Das konnte sich unser Klopfer gut vorstellen und so hoppelte er völlig ahnungslos und vertrauensselig in sein Verderben.
Denn im Fuchsbau angekommen, ging ihm Reineke an die Kehle. Gierig verschlang er Fleisch und Innereien, das Fell jedoch leckte er schön sauber und bereitete sich darauf sein Lager.
„Sagte ich es doch,“ knurrte er vor sich hin, „mollig und schmusig!“

Wir lernen daraus: wenn dich schon deine Freunde im Stich lassen, dann traue erst recht nicht deinem Feind auch dann nicht, wenn er dich schmeichelnd umwirbt!
 
Klugheit und Erfahrung des Alters
Zu einer Zeit in der sich Wolf und Bär noch recht gut verstanden, lebten in den unzugänglichen Wäldern des Osnings ein greiser Bär und ein junger Wolf in friedlicher Eintracht bei einander. Nicht nur, daß sie befreundet waren, nein, sie halfen sich und unterstützten sich in allen Lebenslagen. Der Wolf, der ein ausgezeichneter Jäger war, brachte hin und wieder ein Kaninchen zu dem Bären, mal einen Rehschinken, denn er wußte, daß sein Kumpel nicht mehr recht gut zu Fuß war und deshalb bei der Jagd häufig versagte.
Der Bär andererseits bedankte ich beim Wolf indem er ihn in kalten Wintertagen in seiner Höhle schlafen ließ. Manchmal versorgte er den Wolf mit einem leckeren Nachtisch aus Honigwaben, die er sich von
den Nestern wilder Bienen „besorgt“ hatte, denn im Gegensatz zu seinem Gefährten konnte der Bär ja klettern und kam so an das begehrte Naschzeug.
An einem sehr strengen Wintertag wachte der Bär vom lauten Magenknurren des Wolfes auf. Beide hatten seit Wochen nichts mehr erjagen können, was besonders dem Wolf zu schaffen machte, der nicht wie der Bär den Hunger verschlafen konnte. Man beschloß gemeinsam das Jagdglück zu versuchen und machte sich auf den Weg.
Nach einiger Zeit, der Wind hatte sich in Richtung der Räubernasen gedreht – witterten beide den Geruch eines verendeten Wildschweines in der Ferne. Was für eine willkommene Mahlzeit für die Hungernden.
Der flinke Wolf stürzte sofort los. Da konnte der schwerfällige Bär nicht mithalten. Doch befürchtete dieser, daß der Wolf in seiner Gier ihn keinen Bissen übrig lassen würde.
Er brüllte dem Gevatter hinterher: „Laß mir bloß die leckeren Pfoten des Schweines übrig, alles andere kannst du getrost verspeisen!“
Als der Bär nach einiger Zeit keuchend und humpelnd beim Geschehen eintraf, sah er wie der Wolf sich in die Pfoten des Schweines verbissen hatte, dachte er doch, daß es ihm zustände die leckersten Stücke des Schweines für sich selbst zu beanspruchen. Der Bär freute sich über die gelungene List. Er brach mit seinen scharfen Krallen den Bauch des Wildschweines auf und machte sich über Milz, Magen und Leber her.
Als der Wolf sah, wie man ihn hereingelegt hatte. verlegte er sich aufs Bitten, weil er aufgrund der Stärke des Bären keine andere Chance sah, an die besten und zartesten Stücke der Beute heranzukommen.
Der Bär hingegen war von dem Freund enttäuscht, da dieser ihn wohl nicht die vermeintlich guten Stücke gegönnt hatte. Er riß ein kleines Stück von der Leber ab und warf es großzügig dem Wolf zum Fraß vor.
Diese Stück Leber aber war noch mit der Gallenblase verbunden, was der Bär sehr wohl wußte. Der Wolf biß kräftig zu und der bittere Gallensaft
verdarb ihm jeden Appetit. Beleidigt und wütend verschwand er schnurstracks in den Wald. Er wurde nie wieder zusammen mit dem Bären gesehen. Der Vorfall sprach sich unter den Tieren des Waldes herum. Seit dieser Zeit gehen sich Wolf und Bär aus dem Wege.
Das ALTER lehrt uns KLUGHEIT und ERFAHRUNG . Wenn dies von der Jugend nicht erkannt und respektiert wird wendet, diese sich beleidigt ab und will mit den Alten nichts mehr zu tun haben!
 
Geri
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